Inflationsrate

Inflationsrate

Ab Februar 1920 begann das Statistische Reichsamt eine Preisstatistik. Dafür wurden anfangs einmal im Monat in Dutzenden deutschen Städten die Preise für Hunderte verschiedene Waren erhoben, später geschah dies mehrmals im Monat. Auf dieser Basis wurden verschiedene Statistiken erstellt. Die wichtigste war der Reichsindex der Lebenshaltungskosten. Er umfasste die Kosten für Ernährung, Bekleidung, Wohnung sowie Heizung und Beleuchtung für eine fünfköpfige Familie mit drei Kindern im Alter von 12, 7 und anderthalb Jahren.


Dies umfasste pro Monat konkret: 47 Kilo Roggenbrot, 15 Kilo Nährmittel (Mehl, Teigwaren, Haferflocken, Graupen, Hülsenfrüchte, Reis und dergleichen), 70 Kilo Kartoffeln, 30 Kilo Gemüse, 1,5 Kilo Fleisch, 3 Kilo Schellfisch, 1,5 Kilo Salzheringe, 1,5 Kilo Speck, 4 Kilo Brotaufstrich, 8 Kilo Mus- oder Kochäpfel, 3,5 Kilo Zucker, 10 Eier und 28 Liter Vollmilch. An Heiz- und  Leuchtstoffen wurden angesetzt: 3 Zentner Steinkohlen oder 5 Zentner. Braunkohlen oder 4 Zentner Braunkohlenbriketts oder 6 Zentner Torf oder 5 Zentner Brennholz oder 40 Kubikmeter Kochgas; 15 Kubikmeter Leuchtgas oder 5 kWh Elektrizität oder 1 Kilo Kerzen oder 4 Kilo Karbid oder 7 Liter Petroleum. Für die Miete wurde der Preis einer  Wohnung von 2 Zimmern und Küche angesetzt (vgl. Wirtschaft und Statistik, Nr. 2/1921, S. 71)


Auf Basis dieses Warenkorbs (der hin und wieder angepasst wurde), wurde ein Index errechnet. Dieser zeigt, dass die Preise 1920 und 1921 noch relativ langsam stiegen, in einigen Monaten gingen sie gegenüber dem jeweils vorangegangenen Monat sogar leicht zurück. Ab Mitte 1922 stiegen die Preise dann um mehr als 50 Prozent pro Monat. Einer Definition des Ökonomen Phillip Cagan zufolge, die in den Wirtschaftswissenschaften allgemein akzeptiert wird, beginnt ab dieser Marke die Hyperinflation. Im Herbst 1923 erreichte die monatliche Teuerung in der Spitze rund 24.000 Prozent.

Betrachtet man die Preisentwicklung jedoch jeweils im Vergleich zum entsprechenden Monat des Vorjahres – so wie die Inflationsrate heute üblicherweise ausgewiesen wird – , so wurde schon im Februar 1922 die Marke von 100 Prozent überschritten, im Oktober 1922 von 1000 Prozent und im Februar 1923 von 10.000 Prozent. Im Dezember 1923 lagen die Preise dann um unfassbare 182 Milliarden Prozent über denen des Dezembers 1922.


Reichsindexziffern

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Inflationsraten 1920 bis 1923

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